PARASCHT WAJIKRA

RAV ALBERT SHAMONOV

Wir befinden uns nun in einer Krisensituation, die es vielleicht schon seit Jahrhunderten nicht gab. Es gab zwar Epidemien, sogar mit viel größeren Sterberaten. Doch diese betrafen nur bestimmte Gebiete.

Jetzt ist es weltweit und keiner weiß, wie weit es sich ausbreiten kann und was die Folgen daraus sind; was eigentlich noch schlimmer ist, ist zum Beispiel die wirtschaftliche Krise, bei der noch niemand weiß, wie sie sich auswirken wird.

Es gibt drei Punkte, auf die wir Acht geben müssen:

  1. Den behördlichen Anweisungen folgen!
  2. Keine Angst haben!
  3. Die himmlische Nachricht verstehen!
  • Den Anweisungen folgen!

Der Talmud (Joma 85b) zitiert einen Vers vom Buch Vajikra (18,5) „Hütet meine Satzungen und meine Rechte, welche der Mensch, der sie tut, dadurch leben wird.“ und bringt damit eine sehr wichtige Lehre:

Die Gebote, die wir bekommen haben, sind da, damit wir dadurch leben und nicht sterben! Deshalb gilt das Gebot „Pikuach Nefesch doche Tora“. Sogar wenn es mehrere Zweifel gibt, dass ein Menschenleben gerettet werden kann, muss man sogar ein Gebot der Tora, wie zum Beispiel Schabbat, Kippur usw. brechen, um ein Menschenleben zu retten.

Umso mehr, wenn es überhaupt keinen Zweifel gibt, dass durch das Einhalten der Anweisungen der Ärzte und Behörden nicht nur sein Leben, sondern auch das Leben der anderen verschont wird. Rabbi Akiwa Eger, ein sehr großer Gelehrter schrieb vor ca. 200 Jahren in einem seiner Briefe: „Befolgt all ihre (der Ärzte) Anweisungen… und noch mehr, als man Acht geben muss sein Leben zu schonen, muss man darauf achten, dass man das Leben anderer nicht beschädigt.“

Darum rufe ich all meine Schüler, Freunde und Bekannte auf: bitte bleibt zuhause! Auch wenn es uns allen sehr schwerfällt, dass die Synagogen geschlossen sind und wir nicht in einem Minjan beten können, sowie diejenigen, die deswegen kein Kaddisch für ihre verstorbenen Verwandten sprechen können. Das ist G´tteswille! ER unser Vater will, dass wir zuhause bleiben und von zuhause jeder alleine vom ganzen Herzen zu ihm betet. Wir sind zwar jeder einzelne allein, doch die Situation verbindet uns alle, in so einem Notfall zu einem stärkeren Bund verbunden zu sein als bei einem Minjan.

Manche können kommen und behaupten, dass es im Talmud (Pssachim 8b) geschrieben steht: „diejenigen, die sich mit einer Mizwa beschäftigen, nicht beschädigt werden“ und deswegen in verschiedenen Wohnungen kleine verborgene Minjanim veranstalten. Es besteht kein Zweifel, dass es gutmütig und mit vollständigen Mizwa-Gedanken gemacht wurde.

Doch der Talmud erklärt an dieser Stelle, dass es nur dann gilt, wenn keine Gefahr vorhanden ist. Wenn aber eine Gefahr besteht, so werden sogar die Mizwa-Beschäftigten nicht beschützt! Um es verständlicher zu machen, bringt der Talmud eine Geschichte von der Heiligen Schrift (Schmuel 1, 16, 2) G´tt schickt den Prophet Schmuel, damit er König David als König salbt. Der Prophet befürchtet, dass wenn der herrschende König Schaul es hört, ihm deswegen töten wird. Er fragt G’tt: „Wie soll ich gehen? Wenn Schaul es erfährt tötet er mich!“ G´tt hätte ihm antworten sollen: „Wenn ich dich geschickt habe, werde ich dich schon beschützen“. Doch das war nicht die Antwort G´ttes! Er war mit der Befürchtung des Propheten einverstanden und gab ihm ein Ratschlag, wie er es tun soll ohne gefährdet zu werden.

Das heißt, sogar wenn G´tt persönlich jemanden schickt, um etwas zu tun, soll man es nur dann tun, wenn keine Gefahr fürs Leben besteht. Umso mehr, dass die Gebete in einem Minjan im Moment von G´tt verboten wurden! (G´tt spricht zu uns durch den Mund aller Rabbiner, die es verbieten.)

  1. Keine Angst haben!

Nachdem wir alle Anweisungen folgen und unser Bestes geben geschützt zu sein, dürfen wir keine Angst haben und nicht in Panik geraten!

Ein Gläubiger Mensch weiß, dass jede Sache auf dieser Welt, vom Kleinsten unterm Mikroskop bis zum Allergrößten, von
G´tt gesteuert wird! Es gibt keinen Zufall! Auch die Bakterien und die Viren werden von G´tt gesteuert. Jeder Virus hat seine Adresse!

Maharal (Chidusche Agadot Baba Mezia 33a) schrieb, dass wenn jemand etwas befürchtet, so zieht er mit der Furcht die Sache auf sich. Dies lernte er vom Vers im Buch Ijob (3,25) „Wovor ich Angst hatte, kam auf mich“.

Das kann man auch sehen, wenn man zum Beispiel ein Brett auf den Boden legt und darauf geht, so wird niemand davon runterfallen. Wenn man aber das selbe Brett oben zwischen zwei Wolkenkratzer legt, so ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass viele davon runterfallen. Wieso? Es ist ja das selbe Brett? Die Antwort ist, die Angst bringt uns dazu, runter zu fallen.

Man erzählt darüber eine Fabel: Einst war eine große Epidemie. Bevor diese Epidemie ausbrach, traf ein großer Rabbiner den Todesengel. Der Rabbiner fragte ihn, wie viele werden an der Epidemie sterben? Der Engel erwiderte 5.000. Am Ende starben 15.000. Bei der nächsten Begegnung fragte der Rabbiner, wieso er ihn angelogen hat. Der Todesengel sagte: Es war keine Lüge! 5.000 waren auf der Liste und sind an der Epidemie gestorben und die 10.000 sind wegen ihrer Angst gestoben.

  1. Die himmlische Nachricht verstehen!

Jeder Gläubige weiß, dass alles auf dieser Welt vom Allmächtigen gesteuert wird und dass dies auch mit einem Sinn für irgendeinem Zweck geschieht. Jedes Leid und jedes Wohl haben direkt mit unseren Taten zu tun!

Damals gab es Propheten (bis zum letzten Propheten, Malachi vor ca. 2.500 Jahren), die uns zurechtwiesen und uns die Lücken in unseren Taten  vorhielten, die Leid auf uns brachten. Dann gab es Rabbiner mit „Ruach Hakodesch“, die durch ihre Heiligkeit den Grund für jedes Ereignis im Himmel sahen. Später, wo diese Rabbiner nicht mehr vorhanden waren spricht G´tt durch den Mund der Rabbiner, die die Menschen zurechtwiesen und die Toralehren verbreiteten. Für diejenigen, die sich nicht mit den heiligen Lehren beschäftigen, bringt G´tt verschieden Ereignisse, damit auch sie langsam zum richtigen Weg kommen.

Das schreibt der Talmud (Brachot 5a): Wenn jemand sieht, dass Leid auf ihn kommt, so soll er seine Handlungen überprüfen.

Wir sind jetzt in einem Zeitalter, das von vielen Rabbiner und Gelehrten als „Endzeit“ beschrieben wird. Wir warten sehsüchtig auf den Erlöser, der uns von jedem Leid (davon gibt es leider viel zu viel) erlösen soll. Doch es gibt eine Sache, die wir unbedingt brauchen, um erlöst zu werden und ohne die gibt es leider keine Erlösung!

Im Talmud (Sanhedrin 97b) steht geschrieben: „Das Volk Israel wird nicht erlöst, bis es Tschuwa (Reue und Rückkehr) macht“. Die Frage wird dort sofort gestellt: „Wenn sie nicht Tschuwa machen, werden sie nicht erlöst?“ Antwort: Dann bringt Er (G´tt) einen König auf sie, dass seine Beschlüsse schlimmer sind als Haman (der alle Juden vernichten wollte) und sie werden dadurch Tschuwa machen.

Ich persönlich sehe diesen Virus, der nicht umsonst „Corona“ – übersetzt Krone – genannt wurde, als den König, den
G´tt auf uns gebracht hat, damit wir Tschuwa machen. Ich merke es auch bei den vielen Anrufen, die ich in der letzten Zeit bekomme, von vielen Brüdern und Schwestern, die jetzt versuchen sich mehr mit spirituellen Dingen zu beschäftigen und sich mehr dem Vater im Himmel nähern.

Um ein Missverständnis zu vermeiden, will ich betonen, dass es auf keinem Fall eine Strafe von G´tt an uns ist! Er bereitet uns nur auf etwas vor, wo dieses Leid erforderlich ist.

Ich wünsche jedem, dass wir uns alle, ohne Leid, sondern mit Liebe unserem Vater nähern. G´tt soll uns alle beschützen, dass keiner von uns erkrankt, dass wir gesund bleiben, dass alle Folgen und insbesondere die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise uns keinen Schaden anrichten und dass wir alle bald mit einer vollständigen Erlösung erlöst werden.

Ich möchte auch einen besonderen Dank an alle Krankenpfleger, Ärzte, Polizisten und allen Behörden, die ihr Leben riskieren richten und versuchen den Schaden dieser Katastrophe zu verringern.

Danke!

Euer Rav Albert Shamonov

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