Interview mit Verteidigungsministerin Mag. Klaudia Tanner

Sefardinews: Sehr geehrte Frau Verteidigungsministerin, wir freuen uns, dass Sie sich in diesen turbulenten Zeiten für ein Interview mit uns genommen haben. Wie schaut im Moment ihr Tagesablauf aus:

KT: Wie bei allen anderen Menschen, hat die Coronapandemie auch meinen Alltag völlig verändert. Ich versuche meine Termine alle online oder per Telefon durchzuführen. Das gelingt mir aktuell ganz gut. Daher sieht mein Tagesablauf so aus, dass ich von einem Videomeeting zum nächsten „gehe“. Gerade die Bewältigung von Krisen erfordert viel Abstimmung und Koordinierung, daher bestimmen eben diese Abstimmungstermine derzeit meine Arbeitstage.

Haben Sie noch Zeit für Familie, Freizeit, etc.?

KT: Ja, ich versuche, jede freie Minute mit meiner Familie in der Natur zu verbringen. Das ist mir persönlich sehr wichtig und gibt mir Kraft für den fordernden Alltag.

Haben Sie bereits Erfahrungen / Freunde mit/in der jüdischen Gemeinde gemacht?

KT: Ja, ich bin seit Beginn meiner Amtszeit im Austausch mit der Israelischen Kultusgemeinde Wien und pflege einen regen Austausch mit Herrn Präsidenten Deutsch. Ich freue mich bereits, die jüdische Gemeinde in Österreich noch besser kennenzulernen.

Wie möchten Sie junge Menschen von einer Karriere beim Heer überzeugen?

KT: Unser Heer ist einer der vielfältigsten Arbeitgeber unseres Landes. Vom Programmierer bis zum Gebirgsjäger stehen bei uns etliche Türen für junge Menschen offen. Wir bieten fordernde Ausbildungen und spannende Aufgaben im In- und Ausland. Das zeichnet uns als Arbeitgeber aus und das ist mein Angebot an junge Menschen, die eine Karriere im Dienste unserer Republik anstreben.

Gibt es spezielle Angebote für jüdische Rekrutinnen und Rekruten?

KT: Es ist für uns selbstverständlich das Gebet, koscheres Essen und die Einhaltung des Schabbat für unsere jüdischen Rekruten möglich zu machen. Auch ein Rabbiner wird den Rekruten als Militärseelsorger zur Seite gestellt.

Wie sehen Sie die Möglichkeit eines gesamteuropäischen Heeres?

KT: Ich halte diese Möglichkeit aktuell für unrealistisch. Wichtig ist, dass wir in den kommenden Jahren die gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU stärken. Im Sinne des europäischen Gedankens, liegt die Antwort in der Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten als souveräne Staaten.

Wie sehen Sie das Bundesheer im Jahr 2030 aufgestellt?

KT: Ich arbeite daran, dass unser Heer im Jahr 2030 bereit ist, schnell und schlagkräftig auf die Bedrohungen dieser Zeit zu antworten. Dafür brauchen wir autarke Kasernen, modernes Gerät und eine starke Miliz. Auch für den Kampf im Cybespace oder mit Drohnen werden wir uns rüsten müssen.

Was sind die größten Bedrohungen im Moment für Österreich?

KT: Unsere Risikobilder zeigen uns, dass Blackouts, Pandemien, Terrorangriffe und Cyberangriffe zu den wahrscheinlichsten Bedrohungen unserer Zeit gehören. Bis auf einen Blackout haben wir in den letzten Monaten leider traurige Bekanntschaft mit den restlichen Bedrohungen gemacht.

Nach dem furchtbaren Terroranschlag am 2. November in Wien ist das Bundesheer auch mit dem Schutz von Synagogen betraut. Wie sind die Erfahrungen mit dieser neuen Aufgabe?

KT: Unsere Soldatinnen und Soldaten haben in den letzten Jahren immer wieder bei einzelnen Gebäuden den Objektschutz in Wien übernommen und sind daher in diesem Bereich erfahren und geschult. Es ist für uns selbstverständlich, diese Objekte zu schützen und unsere Soldatinnen und Soldaten erfüllen diese Aufgabe mit größter Sorgfalt.

Wir sehen eine Zunahme von Hass und Antisemitismus. Gibt es auch Auswirkungen aufs Heer?

KT: Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz, schon gar nicht beim Bundesheer. Wir achten sehr darauf, innerhalb des Heeres bereits bei den kleinsten Verdachtsmomenten sofort zu reagieren, um etwaige antisemitische Tendenzen gar nicht aufkommen zu lassen. Dabei sind wir bisweilen sehr erfolgreich.

Können wir Sie und das Bundesheer unterstützen?

KT: Sprechen Sie über unser Heer und seine Leistungen mit Ihrer Familie, Ihren Freunden und Bekannten. Denn ich wünsche mir für unser Heer, dass es in der Mitte der Gesellschaft ankommt, das ist jener Platz, den es meiner Meinung nach verdient hat. Das erreichen wir nur, wenn jede und jeder weiß, dass unser Heer immer für uns da ist, wenn man es braucht.

Abschließend möchten wir Sie noch fragen, was Sie unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben möchten?

KT: In diesen Zeiten ist das eine einfache Frage: Bleiben Sie bitte gesund!

Vielen Dank für das Interview, bleiben Sie gesund!

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Mag. Klaudia Tanner